Völklinger Hütte – April 2022
Seit 1994 zählt die Völklinger Hütte als Denkmal aus der Blütezeit der Industrialisierung zum UNESCO-Weltkulturerbe. Als kleiner Kulturerbe-Fan konnte Ursula sich das natürlich nicht entgehen lassen.
1873 gegründet, wurde die Völklinger Hütte bereits 1878 aufgrund mangelnder Rentabilität schon wieder geschlossen. 1881 hat Carl Röchling die Hütte dann aber erworben und zu einer der ertragsstärksten Industrieunternehmen Europas ausgebaut.
Die Völklinger Hütte stand in der Zeit des Nationalsozialismus im Dienst der Aufrüstungs- und Kriegspolitik. Der Sohn und Nachfolger von Carl Röchling – Herrmann – war als Wehrwirtschaftsführer maßgeblich an der Sicherstellung der Stahlproduktion im Dritten Reich beteiligt.
Der Einsatz von unzähligen Zwangsarbeitern war wohl eines der dunkelsten Kapitel in der Geschichte des Eisenwerks. Allein im zweiten Weltkrieg wurden 12.393 Männer, Frauen und Kinder als Zwangsarbeiter in der Hütte und den Nebenbetrieben registriert. Die Verantwortlichen wurden 1948 in den Rastatter Prozessen angeklagt und zu allem Übel relativ mild verurteilt.
Auf das Wirtschaftswunder der Nachkriegszeit unter amerikanischer Besatzung, folgte 1975 die Stahlkrise, die 1986 dann die Stilllegung der Völklinger Hütte zur Folge hatte.
Auf dem großen Areal angekommen war Ursula ganz schön beeindruckt von der riesigen Gebläsehalle, wo die bis zu 6m großen Schwungräder einst die Gebläsemaschinen zur Druckluftherstellung für die Heißlufterzeugung in Schwung hielten. Danach bekamen wir schon einen ersten Blick auf die Hochöfen und die verzweigten Rohrleitungen auf dem ganzen Gelände zu sehen! Faszinierend!
In der Sinteranlage, die 1928 eine der größten in Europa war, wurde Erzstaub wieder verwendbar gemacht. Heute dient die Halle als Informationszentrum über die Geschichte der Völklinger Hütte, die des Eisens aber auch als Ort der Erinnerung an die Zwangsarbeiter.
In der riesigen Möllerhalle bekam man einen Eindruck der Ausmaße: hier wurden in der Vergangenheit die Rohstoffe – unter anderem Eisenerz, Sinter, Schrott und Kalk – gelagert und über den Schrägaufzug nebenan zur Gichtbühne und den Hochöfen transportiert.
Mit Schutzhelm ausgerüstet flatterte Ursel dann die steilen Treppen zur 27m hohen Gichtbühne hinauf, wo sich die Öffnungen der 6 großen Hochöfen befinden. Dann wagte sie sich noch auf die 45m hohe Aussichtsplattform mit wirklich toller Aussicht!
Schnell wieder hinunter, noch einen Blick auf die Trockengasreinigung ergattern, und weiter in die Kokerei, die in vielen Teilen der Natur überlassen wurde. Hier regierten einst Hitze, Staub und Feuer und Steinkohle wurde zu Koks veredelt, das für die Temperaturerzeugung im Hochofenprozess notwendig ist.
Absolut begeistert traten wir dann wieder den Rückweg durch das Rohrgewirr an, genossen nochmal das Panorama auf die Hochofenanlage und fuhren glücklich aber erschöpft von den vielen Eindrücken wieder nach Hause.