Alzenau – September 2021
Eine Projektwoche mit dem Bergwaldprojekt stand eigentlich schon letztes Jahr auf unserer ToDo-Liste, fand aber Corona-bedingt leider nicht statt… also meldeten wir uns dieses Jahr einfach wieder an und waren froh, dass Vögel auch teilnehmen durften. Ohne so genau zu wissen, was uns erwarten sollte, fuhren wir im September freudig in Richtung Aschaffenburg und wurden am Bahnhof herzlich in Empfang genommen.
In unserer Unterkunft im Jugendhaus Gunzenbach, direkt neben der Kirche St. Michael, erfuhren wir dann, dass die spätblühende Traubenkirsche – auch amerikanische Traubenkirsche – diese Woche unser erklärtes Feindbild ausmachte. Diese invasive und vor allem schnellwachsende Art macht unseren heimischen Bäumen das leben schwer, nutzt jeden Lichtstrahl zum austreiben und hat aufgrund von Blausäurebildung bei Beschädigung auch keine Fressfeinde im heimischen Wald. In Amerika als großer Baum bekannt, wächst sie hier eher buschig und breit. Unser Arbeitsgebiet liegt in den Alzenauer Sanden, die gegen Ende der letzten Eiszeit aus Flugsanden vom Mainufer entstanden und seither ein besonderes Biotop für angepasste Tier- und Pflanzenarten bilden. Seit 1993 ist das Gebiet ein ausgewiesenes Naturschutzgebiet und es wurden über 700 Tier- und Pflanzenarten nachgewiesen, von denen etliche auf der Roten Liste zu finden sind.
Und so zog unsere kleine aber feine Truppe am nächsten Morgen hochmotiviert in die Alzenauer Sande, um der Traubenkirsche zu Leibe zu rücken. Mit stetigem Bittermandelaroma in der Nase schnitten wir Busch um Busch zurück, zupften zarte Triebe aus der Erde und Ursula ließ so mancher jungen Stieleiche wieder ein Licht aufgehen.
Erschöpft von der ungewohnten körperlichen Arbeit fiel sie nach einem grandiosen Abendessen in ihr Stockbettchen.
So konnte sie am Folgetag hellwach auf die zweite Arbeitsfläche ausweichen, wo die Nährstoffe in Form von Kiefernzapfen und Totholz von den Sandflächen einer Düne geholt werden musste, sodass sich u.a. Sandmagerrasen, Sandstrohblume oder Besenheide wieder ansiedeln können und die dort lebende Blauflügelige Ödlandschrecke (diese Namen konnte Ursel ja nicht so recht aussprechen! :D) ihre Freunde daran finden konnte.
Auf einer Exkursion mit dem Förster erfuhren wir noch so einiges über seine Wald-Philosophie, das Problem mit dem Klimawandel, der Trockenheit und den höheren Temperaturen, den daraus resultierenden Problemen beim Aussäen von Baumsaat (die faktisch so nicht mehr möglich ist) und über seine Versuchsflächen mit heimischen aber auch fremden Baumsorten. Getreu dem Motto, was hier wächst, wächst überall in Bayern. Doch da die Ergebnisse dieser Versuche erst in 50-100 Jahren feststehen, ist fraglich, welche Richtung man in der Zeit bis dahin einschlagen soll. Interessante aber auch etwas beängstigende Gedanken. :/
Nach dieser kurzen Abwechslung widmeten wir uns aber wieder den Traubenkirschen und Brombeeren und unseren liebgewonnenen Stieleichen. In den kommenden 3 Tagen wurden wir eins mit Rosenschere und Zugsäge und hatten vor allem unsere Freude an den großen Büschen, die wir dem Erdboden gleich machten. Mit brombeer-geschädigten Flügelchen, schmerzenden Händen und steifem Rücken bekamen wir freitags dann aber zur Belohnung einen echten Traubenkirschenschnaps und ein Feierabendbier dazu!
Fazit
Es war eine arbeitsreiche aber dennoch eindrucksvolle Woche, eine klasse Truppe mit der wir in über 600 Arbeitsstunden 3ha Wald gepflegt haben und noch besseres Essen, das uns das ein oder andere Pfündchen mehr auf den Federn beschert hat. Wir wollen in jedem Fall bald wieder an einer Projektwoche teilnehmen.
Falls wir euer Interesse geweckt haben…. HIER gibt es alle Infos zum Bergwaldprojekt, das für die Teilnehmer übrigens kostenlos ist. Lediglich die Anfahrt muss selbst übernommen werden. 😉
26. September 2021 at 20:26
Auch die Wiedehopfhacke freute sich über Auslauf beim Wurzeln töten und kann musikalische Metal-Untermalung nur empfehlen 😁
Und noch ne Ergänzung: Fahrt wird zwar selbst gezahlt, ist allerdings vergünstigt 😃