Harz – Juni 2020
„Dann eben in den Harz“… dachten wir uns, nachdem unser Balkan-Trip dieses Jahr Corona-bedingt ins Wasser gefallen war. Da soll es ja auch ganz schön sein. Und so nutzten wir ein langes Wochenende, um einen vollgepackten Trip in den Wäldern und Städten rund um den Brocken zu unternehmen.
Gleich nach der Ankunft im beschaulichen Dörfchen Hahnenklee, machten wir uns auf zu unserer ersten Wanderung auf dem Liebesbankweg. Dieser führte uns sogleich an der prächtigen Gustav-Adolf-Stabkirche vorbei, die nach norwegischem Vorbild 1907 erbaut wurde und uns mit seinem herrlichen Glockenspiel begrüßte.
Danach ging es weiter an den 25 individuellen Bänken vorbei, die am Wegesrand stehen und alle ein anderes Motto haben. An der Liebesbank selbst konnte Ursula dann ihren ersten Stempel für die Harzer Wandernadel sammeln. Denn Stempel sammeln ist ja genau ihr Ding 😉 Die zweite Wegeshälfte passierte daraufhin die Auerhahn-Kaskade, eine Folge von großen und kleinen Stauseen, die zum Weltkulturerbe der Oberharzer-Wasserwirtschaft gehören und einst die Wasserversorgung der Bergwerke sicherstellte. Leider war uns das Wetter an diesem Tag nicht so sehr gewogen…. wir wurden ganz schön nass. Und so mussten Ursulas Daunen und meine Hosen am Abend bei einem Glas Rotwein im Sonnenuntergang trocknen.
Früh am nächsten Morgen machten wir uns auf den Weg ins nahe gelegene Goslar. Dort drehten wir zunächst eine Runde um die beeindruckende Kaiserpfalz, bestaunten kurz die Domvorhalle (mehr steht nicht mehr) und schlenderten durch die – übrigens auch zum Weltkulturerbe gehörende – Altstadt mit ihren unzähligen kleinen Fachwerkhäusern. Bunt war es! Und hat uns wirklich vom Hocker gehauen in seiner Fülle an alten Häuschen und engen Gässchen.
Nach einem kurzen Stempel-Stop (im Regen!) oberhalb der Stadt, besichtigten wir daraufhin das Erzbergwerk Rammelsberg. Wer hätte es gedacht…..das gehört seit 1992 auch zum UNESCO-Weltkulturerbe!!
Das Bergwerk ist weltweit das älteste und über 1000 Jahre durchgehend in Betrieb gewesen, die Mineralisierung des Gesteins betrug ca. 30% (einzigartig!) und die besondere Architektur der 1935-1938 errichteten Anlage zur Erzverarbeitung wurde von den selben Architekten erbaut, die auch die Zeche Zollverein in Essen geplant haben. 1988 waren die Erzvorräte dann aber endgültig erschöpft und kurze Zeit später wurde das Gelände zum Museum umgestaltet, von dem wir hellauf begeistert waren. Ursula hüpfte durch die alten Eindick-Bottiche, in denen sich jetzt Teile der Ausstellung befinden, bewunderte die Mineralienausstellung und informierte sich über die Geschichte des Bergbaus im Harz. Dann ging es auch schon bei einer Führung untertage in den Röderstollen, wo wir riesige Wasserräder sahen, die bis zu 8m Durchmesser haben und ca. 30t wiegen!!! Die zweite Führung widmete sich dann ganz der Erzaufbereitung – Grob-, Mittel- und Feinaufbereitung – die sich durch die gigantischen Hallen von oben nach unten zieht. Unglaublich spannend und absolut zu empfehlen! Wer sich für Industriegeschichte begeistert ist hier genau richtig! Und einen Stempel gibt’s hier auch 😉
Da wir von den Stempeln noch nicht genug hatten, wir fleißig weiter sammeln wollten und der Regen mittlerweile versiegt war, fuhren wir dann noch zur Feste Regenstein bei Blankenburg. Dort wanderten wir eine gemütliche Runde zu den Regensteinmühlen und den kleinen und großen Sandhöhlen, die aussahen als lägen sie im Schnee….war aber alles Sand….. tapfer marschierten wir hindurch und ließen uns absolut nichts anmerken 😉 Glücklich aber erschöpft fielen wir abends in unser Bett in der Unterkunft in Neinstedt.
Der folgende Tag sollte ein Stempel-Sammeltag werden, denn Ursula war spontan ehrgeizig und wollte doch noch ihre goldene Wandernadel schaffen (24 Stempel!). So verschlug es uns zunächst zur Talsperre Wendefurth, weiter zum Rotestein mit wunderbarem Blick auf den Stausee der Rappbode. Leider haben wir hier auch viel kaputten Wald gesehen… Aufgrund der trockenen letzten Jahre konnte sich hier der Borkenkäfer rasant ausbreiten und sorgt jetzt dafür, dass die Fichtenwälder großflächig absterben :/ Der Wald stirbt…. dieses Mal richtig. :/ Sehr, sehr erschreckend.
Unser Stempelweg führte uns weiter nach Rübeland, zu einem Aussichtspavillion – selbes Bild hier… – und in die Hermannshöhle, die 1866 bei Straßenbauarbeiten entdeckt wurde. Tolle Tropfsteine, Bärenskelette und ein im Dunkeln liegender Teich mit Grottenolmen.
Danach rannten wir noch geschwind zur Stempelstelle auf den Schornsteinberg und gönnten uns im Anschluss eine leckere Waffel am Parkplatz.
Zur nächsten Stempelstelle gingen wir gemütlich über grüne Wiesen und standen plötzlich vor einem riesigen Tagebau!! Beeindruckend aber auch nicht gerade schön. Deshalb schnell weiter in das beschauliche Dörfchen Elend, wo die nächste kleine Wanderung anstand: von Elend über die Schnarcherklippen nach Schierke und über einen alten Rodelweg wieder zurück. Die Schnarcherklippen selbst standen plötzlich vor uns im Wald….. und dann konnte man sie auch noch über eine nicht gerade vertrauenerweckende Leiterkonstruktion erklimmen…. Ursula blieb dabei vorsichtshalber im Rucksack, um oben nicht von den teils strammen Böen weggeweht zu werden! Aber die Aussicht auf toten Wald war auch hier traurig aber beeindruckend. Blöderweise mussten wir diese Leitern dann auch wieder runter klettern :s Auf dem Rückweg dann keine Highlights mehr…. der Hunger hat uns getrieben. Da die Harzer es mit Restaurants aber nicht so ganz haben, mussten wir grimmig bis Blankenburg düsen, bevor wir unser Mittagessen in einem schönen Restaurant genießen konnten. Genug hatten wir aber für diesen Tag noch nicht so ganz…… der Großvaterfelsen und das Hamburger Wappen wollten noch gestempelt werden 😉 Und dann waren da noch Kirschbäume, von denen ich Ursula kaum abhalten konnte…
Das Highlight hatten wir uns bis zum Schluss aufgehoben: Das wildromantische Bodetal, der Grand Canyon Deutschlands! Wiederum sehr früh brachen wir auf zum fast menschenleeren Wanderweg, der auch einen Teil des Harzer-Hexen-Stiegs darstellt. Immer entlang der mal wilden mal träge dahinfließenden Bode und an steilen Felswänden entlang wand sich der Weg bis Treseburg, wo es daraufhin steil bergan bis zum Aussichtspunkt „Weißer Hirsch“ ging. Von dort führten breite Waldwege durch oft abgeholzten toten Wald bis zum Hexentanzplatz, ein alter Kultstätte, die vor allem am 1. Mai seine Bedeutung hat….vorher machten wir aber noch zwei kleine Abstecher zum Prinzenblick und der La Viershöhe, von denen man eine gigantische Sicht auf die Windungen des Bodetals hat (und kurz auch etwas Handyempfang!). Am Hexentanzplatz wurden wir dann von den vielen Leuten überrascht und marschierten schnurstracks zur Seilbahn, denn nach 18km wollten wir den steilen Abstieg nach Thale nicht mehr auf uns nehmen. Und es windete auch nur ein ganz kleines Bisschen, sodass Ursula bei dem Geschaukel mal wieder ganz blass um den Schnabel wurde 😮 Aber ihre bronzene, silberne und goldene Wandernadel holte sie sich noch stolz im Tourismusbüro ab!!!
Nach einer wiederum aufwändigen Restaurantsuche mit Erfolg fuhren wir noch weiter nach Quedlinburg – seines Zeichens auch Weltkulturerbe ;] – und schlenderten bei einem Muscheleis gemütlich durch die alten Gässchen, sahen uns den Münzberg und den Schlossberg von unten an und liefen noch eine Runde über den Marktplatz, bevor es an diesem Tag endgültig nach Hause ging…. Am Abend durfte ich dann noch mit den hauseigenen Waschbären Willy, Coco und Balou kuscheln…. awwwww <3
Damit war unsere kurze, aber sehr abenteuerliche Zeit im Harz auch schon wieder vorbei und nach einem Abschiedsstop in aller Herrgottsfrühe an der Wedderlebener Teufelsmauer fuhren wir wieder gen Heimat.
Hier noch einige hilfreiche Links:
Infos zur Harzer Wandernadel
Route Liebesbankweg
Route Sandhöhlen
Route Schnarcherklippen
Route Bodetal
26. Juni 2020 at 23:27
Sieht nach einem sehr gelungenen Kurzurlaub aus 👌🏻
Meine Liste hat sich nun erweitert…