Bunkerführung Mannheim – Januar 2019
Heute wollten wir uns ein wenig unserer Heimatgeschichte widmen und da hat Mannheim so einiges zu bieten! Wir haben eine Bunkerführung gebucht und haben sehr viel über die Vergangenheit der Stadt während der Kriegs-Zeit gelernt.
Unter anderem, dass Albert Speer ein waschechter Mannheimer war und sehr wahrscheinlich deshalb deutlich mehr Gelder zum Bunkerbau hierher geflossen sind als anderswo. Mannheim hatte damals als einzige Stadt überhaupt einen Vollschutz und somit für jeden Bürger einen Bunkerplatz vorgesehen. Im Laufe der Zeit entstanden so über 50 Bunkeranlagen, von denen der größte bei Angriffen sogar bis zu 16.000 Menschen fasste. In der Innenstadt gab es aus ästhetischen Gründen jedoch nur Tiefbunker…selbst die schönen Barockbrunnen am Marktplatz wurden geschützt! Die meisten Bunker sind heute leider zerstört oder aus anderen Gründen nicht mehr zugänglich.
Von 1940 an, als erste deutsche Stadt überhaupt, wurde Mannheim – als Industriestadt und mit dem zweitgrößten Binnenhafen Deutschlands von besonderer Bedeutung – von über 150 größtenteils schweren Luftangriffen getroffen und galt aufgrund der angelegten Quadrate als ausgewähltes Ziel für Experimentalangriffe. Die Zerstörungsquote der Stadt lag bei 70% in vielen Stadtteilen sogar bei 90%. Aufgrund der hohen Bunkerdichte lag der Verlust in der Bevölkerung jedoch nur bei 0,7%. Somit waren an Kriegsende unglaublich viele Menschen obdachlos und die Bunkeranlagen wurden bis in die 60er Jahre als Notunterkünfte genutzt!!!
Die Tour selbst startete an der wunderschönen Jesuitenkirche und führte uns weiter zum Parkringbunker an der Hafen-Kommandozentrale, den wir sogar betreten durften! Dieser recht kleine Bunker bot „nur“ bis zu 25 Personen Platz und war unter der Wandfarbe phosphorisiert – somit gab es zumindest für eine gewisse Zeit bei Stromausfall noch etwas Licht. Was uns aber besonders begeisterte war, dass ein gewisser Herrmann Schreiber hier eine kleinen Kolonialwaren-Großhandlung eingerichtet hat…..sein Unternehmen ging später in coop über, die heutige Edeka….. 🙂
Weiter ging es in den G6-Bunker, der einst bis zu 1000 Menschen (stehend) Schutz bot. Da Großangriffe meist 2 Tage und 1 Nacht andauerten, sicher keine schöne Situation. Eine Zeitzeugin berichtete dem Guide einmal, dass der komplette Bunker bei Einschlägen wie ein Schiff wankte, da das Grundwasser wohl nur 30 cm unter dem Bunkerboden steht und so als Ausgleichsmasse dient.
Wenn man bedenkt, dass in eben diesen Räumen so viele Menschen Schutz suchten und über Tage dort ausharren mussten, bekommt man direkt ein sehr ungutes Gefühl und viel Gänsehaut.
Insofern ist diese Tour absolut sehens- und erlebenswert und wir können sie nur jedem ans Herz legen, sodass dieses dunkle Kapitel unserer Geschichte ewig in unseren Köpfen bleibt und es hoffentlich niemals wieder zur Notwendigkeit kommt diese Bunker nutzen zu müssen!!!!
Normalerweise ist es ja nicht unsere Art [Werbung] zu machen, aber hier definitiv nötig und uns ein großes Anliegen.
Wer sich für diese tolle Tour interessiert, sollte sich hier melden und für eine Tour vormerken lassen: http://www.mannheimtours.de/termine/
Da die Tourguides ehrenamtlich arbeiten, gibt es keine festen Termine. Es ist einfach super interessant, sehr beängstend und stimmt ziemlich nachdenklich!
Sehr interessant ist auch dieses Video, dass einen der Angriffe auf Mannheim aus der Vogelperspektive zeigt. Gänsehaut, wenn man bedenkt, dass da unten in diesen Stunden Menschen in den Bunkern ausharrten, die wir heute besichtigen durften!!!
26. Januar 2019 at 19:48
Zweitgrößter Binnenhafen Europas sogar